Rückvermeisterung im Drechslerhandwerk

Drechslerei Rose
Baudrechslerei und Kunsthandwerk
1983 bis 2023 - 40 Jahre Meisterbetrieb im Drechslerhandwerk
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Rückvermeisterung im Drechslerhandwerk

.: Drechslerei Rose, Eggesin – Kopier-Drehteile nach Auftrag, Kunsthandwerk :.
Veröffentlicht von Karina Ihlenburg in Kurzmeldung · Donnerstag 19 Dez 2019
Tags: DrechslerMeister
Drechslerhandwerk feiert „Rückvermeisterung“
 
Dt. Bundestag beschloss HWO-Änderung – Verbandsführung hofft auf mehr Lehrlinge und Betriebe – Erfolg auch als Kulturerbe

Berlin/Fürth/Eggesin(pr) – Dritter großer Erfolg für das Drechslerhandwerk in nur 15 Monaten: Nach der Aufnahme ins bayerische und ins deutsche immaterielle Kulturerbe zählt man nun auch zu den zwölf Gewerken, in denen zum 1. Januar 2020 die Meisterpflicht wieder eingeführt werden soll. Einen entsprechenden Beschluss zur Änderung der Handwerksordnung fasste am 12.12.2019 der Dt. Bundestag. Für die Führung des in Fürth ansässigen Verbandes des Deutschen Drechsler- und Holzspielzeugmacherhandwerks ein Grund zum Feiern – man hofft, dass künftig wieder mehr junge Leute die Meisterprüfung ablegen, Betriebe gründen oder übernehmen und selbst qualifizierten Nachwuchs ausbilden.

Karina Ihlenburg (Eggesin), Vorstandsmitglied im Verband des Dt. Drechslerhandwerks, gibt sich optimistisch: „Damit wird nicht nur unser berufliches Know-how für die Zukunft gesichert und unsere Suche nach Fachkräften erleichtert – für die Kunden unserer meist familiär strukturierten Betriebe bedeutet die Meisterpflicht zugleich eine besondere Qualitäts- und Sicherheitsgarantie.“ Der Einsatz der Verbandsspitze habe sich wirklich gelohnt.

„Ich bin sehr froh, dass es zu dieser Entscheidung gekommen ist. Aber leider ist der seit der Novellierung der Handwerksordnung 2004 angerichtete Schaden kaum wieder gutzumachen – wir haben eine komplette Generation an Gesellen und Meistern verloren“, sagt Bundesinnungsmeister Walter Hoppe (Hannover). Damals wurde die Meisterpflicht für 53 von 94 Handwerksberufen abgeschafft. Die Liberalisierung brachte in vielen Branchen neue Ein-Mann-Betriebe, die aber ebenso schnell wieder verschwanden. Die Ausbildung brach ein. Deshalb nun die teilweise Kehrtwende der Politik.
 
Laut Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier soll die Meisterpflicht als Voraussetzung einer Selbstständigkeit „die Qualität und Qualifikation im Handwerk stärken und dessen Zukunft nachhaltig sichern“.

Dafür hat das Drechslerhandwerk selbst schon eine Menge getan. So hielt man in den vergangenen 15 Jahren trotz geringster Existenzgründerzahlen meistergeführter Betriebe seit 2004 und dem Rückgang der Lehrlinge auf etwa ein Dutzend im Jahr an der fundierten dreijährigen Ausbildung fest. Die erfolgt bundesweit noch an zwei Standorten – so an der Berufsschule Bad Kissingen unter Regie von stv. Bundesinnungsmeister Wolfgang Miller (Maßbach). Hier finden auch die Vorbereitungskurse auf die Meisterprüfung statt, der nächste im März 2020.

Miller und Hoppe waren gemeinsam mit Verbandsgeschäftsführer Thomas Mörtel (Fürth) die treibende Kraft bei den jüngsten Initiativen, um den Beruf, dessen erste Spuren sich vor 4500 Jahren in Ägypten finden, in der Öffentlichkeit besser darzustellen. Denn die Tradition wird in Deutschland vor allem in kleinen Betrieben bewahrt; gut 100 von ihnen sind im 1879 gegründeten Verband Mitglied, der seit 1973 in Fürth seinen Sitz hat. 2017 reichte man eine Bewerbung um Aufnahme ins immaterielle Unesco-Kulturerbe ein, schilderte im Detail die künstlerisch-handwerkliche Verbindung des Drehens zur Bearbeitung rotierender Werkstücke aus Holz, Horn oder Bernstein und die moderne Ausprägung mit Fertigung hochwertiger Gebrauchsgegenstände von Drum-Sticks bis zu Pfeifen an der Drehbank oder Hightech-CNC-Anlagen. Im März 2018 erfolgte die Aufnahme ins Unesco-Verzeichnis im Freistaat Bayern, im Dezember die für Deutschland. Ausführliche schriftliche Stellungnahmen und eine mündliche Anhörung im Wirtschaftsministerium in Berlin gingen der nun bevorstehenden „Rückvermeisterung“ voraus. Man wies dabei u.a. auf Qualitätsvorteile für die Kunden und weit bessere Gefahrenprävention bei Meisterausbildung im Vergleich zur Produktion vieler Hobby-Betriebe hin.

Walter Hoppe ist sehr zuversichtlich, dass künftig mehr Gesellen in den Meisterkursen des Verbandes auf den neusten Stand der Technik, der Gesetzgebung und der Arbeitssicherheit gebracht werden: „Wir werden sie auf dem Weg, einen Betrieb erfolgreich zu führen und evtl. Auszubildende anzustellen, begleiten.“

Wolfgang Miller freut sich, dass sich all der Aufwand – Fragen beantworten, Tabellen schreiben, Statistiken heraussuchen, Gutachten schreiben, Stellungnahmen abgeben – gelohnt hat. Als 2004 die Meisterpflicht abgeschafft wurde, sei im Grunde ein Ausbildungszweig abgeschafft worden. Dies werde revidiert, um Wissen an die nächsten Generationen weitergeben und den Beruf lebendig halten zu können. Der Status des immateriellen Weltkulturerbes sei dafür eine Ehrenverpflichtung.

Thomas Mörtel sagt: „Als Folge der politischen Entscheidung vor fast zwei Jahrzehnten drohten die fachlich fundierten und tradierten Lehrinhalte des Drechslerhandwerks verloren zu gehen. Nun sind wir von einer Kehrtwende überzeugt.“ Auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks begrüßt die Wiedereinführung der Meisterpflicht. Nach 2004 gegründete Nicht-Meisterbetriebe genießen übrigens weiterhin Bestandsschutz.



Bilduntertitel (Fotos PR):
-Übungen am Anfang der Lehrzeit: Das Schlichten mit dem Meißel erfordert einige Übung. Mit dieser Technik lassen sich sehr glatte Oberflächen mit einer guten Linienführung drehen.
- Warben im Wirtschaftsministerium in Berlin für das Drechslerhandwerk: Wolfgang Miller, Walter Hoppe und Thomas Mörtel (v.l.)
- Wolfgang Miller in Aktion: Drehen ist keine Angelegenheit der Kraft, sondern der Technik.

Übungen am Anfang der Lehrzeit Das Schlichten mit dem Meißel   Warben im Wirtschaftsministerium in Berlin für das Drechslerhandwerk Wolfgang Miller, Walter Hoppe und Thomas Mörtel (v.l.).  Wolfgang Miller in Aktion Drehen ist keine Angelegenheit der Kraft, sondern der Technik.


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